LeibnizLetter of Education 2020-02

18 LeibnizLetter 2020 · 02 Aus den Projekten Kollegialer Diskurs online Eindrücke von der Tagungs- werkstatt „Inklusion und Kooperation. Fallverstehen in der Lehrer*innenbildung“ D er Folgeworkshop der Qualitätsof- fensive Lehrerbildung fand anders als geplant – aufgrund der aktuellen pande- miebedingten Situation – als dreitägiges Online-Format statt. Auch wenn dadurch auf den persönlichen Austausch und das informelle Miteinander weitgehend verzichten werden musste, ist ein kon- zentrierter kollegialer Diskurs zu Stande gekommen, an dem Wissenschaftler*in- nen von unterschiedlichen Standorten aus Deutschland teilnahmen. So konnte die Konzeption einer Tagungswerkstatt, in der die Diskussion laufender qualita- tiv-rekonstruktiver Forschungsprojekte und die Materialinterpretation sowie die Fallarbeit in der Lehrer*innenbildung im Mittelpunkt standen, trotzdem umgesetzt werden. A usgerichtet wurde die Tagungswerk- statt im Kontext des Projekts „Theoria cum praxi. Förderung von Reflektierter Handlungsfähigkeit als Leibniz-Prinzip der Lehrerbildung” (kurz: Leibniz-Prinzip) – ein im Rahmen der gemeinsamen Qua- litätsoffensive Lehrerbildung von Bund und Ländern aus Mitteln des Bundesmi- nisteriums für Bildung und Forschung ge- fördertes, disziplinübergreifendes Vorha- ben an der Leibniz Universität Hannover (LUH). Inhaltlich widmete sich das Format aktuellen Schulentwicklungsprozessen und dem möglichen Beitrag einer am Fallverstehen orientierten Lehrer*innen- bildung. Der Fokus lag hierbei auf den programmatischen Leitbegriffen Inklu- sion und Kooperation. In diesem Zusam- menhang interessierte, welche Lehr- und Handlungskonzepte für die Lehrer*innen- bildung entwickelt wurden und werden. Betrachtung fanden dabei insbesondere solche Lehrformate, die „Fälle“ aus der schulischen Praxis, wie eine protokollierte Unterrichtssituation oder ein schulisches Dokument, ins Zentrum stellen. Tag 1: Potentiale und Grenzen von Fallarbeit in Seminaren D en Auftakt mit rund 60 Teilnehmen- den bildete der einleitende Vortrag von Prof. Dr. Andreas Wernet. Er sprach „[ü]ber Vorzüge, Limitationen und Zumu- tungen einer kasuistischen Lehrer*innen- bildung“. Schnell wurde den Anwesenden dabei deutlich, dass eine bloße theoreti- sche oder methodische Selbstvergewisse- rung bzw. Selbstbestätigung im Rahmen der Tagung keine Option darstellte. Viel- mehr waren alle Mitwirkenden gleich zu Beginn aufgefordert, ihre eigene Arbeit kritisch dahingehend zu hinterfragen, was sie grundsätzlich zu leisten im Stande ist – und was eben auch nicht. In diesem Sinne galt es, sich explizit auch mit dem Enttäuschungspotential kasuistischer Lehre auseinanderzusetzen. Im Anschluss an diesen Vortrag fanden drei parallele Methodenworkshops statt: Prof. Dr. Mat- thias Martens von der Universität zu Köln führte in die Dokumentarische Methode, PD Thomas Wenzl (LUH) in die Objektive Hermeneutik ein. Prof. Dr. Rolf-Torsten Kramer von der Universität Halle-Wit- tenberg stellte die Sequenzanalytische Habitusrekonstruktion vor. Anschließend erfolgte eine Erprobung der jeweiligen qualitativ-rekonstruktiven Forschungs- methode direkt am Material, das von aus- gewählten Teilnehmenden der Tagungs- werkstatt eingebracht wurde. Mit einem Austauschforum zu Lehrforschungs- und Kooperationskonzepten schloss der erste Tag ab; in diesem Forum bestand auch in den folgenden Tagen die Möglichkeit, sich gezielt über spezifische Formate und In- stitutionen der Lehrer*innenbildung aus- zutauschen. Tag 2: Kooperation als Schlüssel für eine inklusive Schulgestal- tung? D en zweiten Tag eröffnete Prof. Dr. Birgit Lütje-Klose (Universität Biele- feld) mit ihrer Keynote zu „Kooperation als Schlüssel zur Gestaltung inklusiver Schulen – professionstheoretische und hochschuldidaktische Perspektiven“. The- matisch schlossen sich daran zwei Work- shops an: „(Multi-)Professionelle Teams und interdisziplinäre Zusammenarbeit“ und „Inklusiver Unterricht aus professio- nalisierungs- und anerkennungstheoreti- scher Perspektive“. Hier wurden qualitativ- rekonstruktive (Lehr-)Forschungsprojekte vorgestellt. Zudem interpretierten die Teilnehmenden gemeinsam Datenmate- rial und diskutierten über Implikationen für die Lehrer*innenbildung. Tag 3: Theorie und Praxis in der Lehrer*innenbildung P rof. Dr. Claudia Schomaker und Prof. Dr. Rolf Werning (beide LUH) leiteten den dritten Tag ein. Ihre Keynote: „Koope- ration in inklusiven Praxisphasen? Theo- retische und empirische Perspektiven auf Praxisphasen in der Lehrer*innenbildung“ verband sonderpädagogische und sach- unterrichtsdidaktische Perspektiven. Der Vortrag bildete eine gute Grundlage für die Beiträge des folgenden Themenwork- shops, der „Praxisphasen in der Lehrer*in-

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